Es ist Montag, der 4. Oktober um 17:30 Uhr. Social Media Nutzer beginnen zu prüfen, ob das WLAN ausgefallen sein könnte. WhatsApp reagiert nicht. Facebook ist nicht erreichbar – bei Instagram geht auch nichts mehr. Die Medien beginnen zögerlich darüber zu berichten, dass es wohl Störungen bei Facebook, WhatsApp, Instagram und Co. geben könnte.
Fakt ist: Alle Facebook-Dienste sind ganz offensichtlich weltweit ausser Dienst. Selbst intern, in den Hallen des Imperiums lassen sich Bürotüren lt. Medienberichten nicht mehr öffnen – die gesamte Infrastruktur scheint massiv angegriffen worden zu sein. Facebook Sicherheitsexperten äussern sich gegenüber den Medien, dass ein Gesamtausfall aufgrund unterschiedlicher Strukturen sehr unwahrscheinlich scheint – dürften also auch überrascht sein, dass genau das im Moment passiert.
Kurze Zeit später steht dann auch die Domain facebook.com zum Verkauf:
Ich für meinen Teil gehe da dann doch eher nicht von einem defekten Stecker aus…, hier scheint jemand mit Macht und Maße eine Ansage gegen Facebook und Co. etablieren zu wollen und eine Aussage treffen zu wollen?
Denn gegen 23:30 ist Facebook bei mir zumindest wieder theoretisch erreichbar (keine DNS Fehler mehr) – aber: Es kommt nur eine defekte Facebook Hilfe Seite. Ein DNS Problem alleine kann es also nicht gewesen sein.
Also keine Störung?
Wer die Nachrichten aufmerksam verfolgt, der sollte auch mitbekommen haben das eine m.E. sehr mutige Frau namens Frances Haugen gestern – also einen Tag vor dem großen „Ausfall“ in einer US-Sendung schwere Vorwürfe gegen ihren alten Arbeitgeber erhoben hat.
Frances hatte demnach von Instagram kommend über 2 Jahre bei Facebook als Daten-Analystin gearbeitet und im Laufe der Zeit intern angemahnt, dass Facebook im Zweifel lieber Geld verdient, als sich um die Wahrheit zu kümmern, oder etwas deutlicher „Facebook verdient Geld mit Hass und Wut – Wenn unsere Umgebung aus Informationen besteht, die polarisieren – die wütend machen, dann führt das zu Vertrauensverlust in unser Gegenüber. Diese Version von Facebook zerreißt unsere Gesellschaft und verursacht Gewalt in der Welt.“
Bei Facebook kam sie mit ihrem Anliegen aber wohl nicht weiter und hatte, nachdem sie das Unternehmen verlassen hat, belastendes Material als Whistleblowerin veröffentlicht.
Dabei war ihr Ziel laut eigener Aussage gar nicht, Facebook zu schaden. Sie wollte mit diesem massiven Schritt dem „Konzern helfen“ sich menschlich zu verhalten. (mal in eigene Worte gefasst)
Kurzum: Ich halte den heutigen Ausfall für keinen Zufall.
Sollte sich diese Vermutung in Teilen bestätigen, dann wissen wir, was in diesem Internet alles möglich ist: Nämlich alles! Kein Geld der Welt kann eine digitale Infrastruktur vor wütenden Bürgern schützen – oder wer am Ende auch dafür verantwortlich gewesen sein mag. Das beunruhigt mich auf der einen Seite, gibt aber auch Hoffnung auf Demokratie, auch wenn diese in dem Fall dann wohl mit Gewalt in Erinnerung gebracht werden musste und das an sich dann ja auch schon wieder nicht mehr demokratisch wäre…
Und selbst wenn ich mit all dem hier geschriebenen falsch liege und es doch nur einfach nur die Putzfrau war, die den Serverschrank abgesteckt hat um den Staubsauger anzustecken: so lohnt es sich bei dieser Gelegenheit dennoch, den Aussagen von Frances Haugen zu lauschen und den „Sozialen Medien“ endlich auch mal wieder mit etwas mehr Argwohn zu begegnen.
Denn auch ich habe nichts gegen den digital sozialen Austausch – aber doch bitte zu absolut menschlichen Konditionen. Alles andere wäre ja asozial…
Apropos asozial…
Im Kontext dieses Ausfalls hat sich auch auf dem Finanzmarkt einiges getan. Die Facebook-Aktie begab sich mit dem Ausfall der Dienste ebenfalls auf Talfahrt – zwar „nur“ 5,5% – aber das entspricht lt. dem Aktionär rund 50 Milliarden USD. Puff, weg – oder halt woanders.. 🙂
Dazu geht einerseits mein Mitleid an den Facebook Konzern raus! Denn die Aktionäre, die wegen einem Ausfall gleich mal ihren Facebook-Invest rausziehen, sollten die liquidierte Kohle idealerweise umgehend in eine Angstberatung investieren.
Andererseits ist damit verdammt gut sichtbar, was Facebook und Co. sonst eigentlich sind: ein feuchtgewordener Marketingtraum in gekühlten dunklen Rechenzentren, auf Festplatten zementierte Meta-Daten und Tabellenkonstrukten. Und aus Benutzersicht der heutige Lifestyle, sein Leben auf eben jenen Rechenzentren zu verewigen, die gesammelten Daten mit Freunden und dem Facebook Konzern zu teilen.
Das freut die Freunde und Facebook auch – mit einem Marktwert von über 1.000.000.000.000 Dollar (für Geringverdiener, die nicht täglich solche Zahlen interpretieren müssen: 1 Billionen USD) aus den dort abgelegten Informationen. Mehr ist es ja nicht, was Facebook und Co. sind: Datenrecycling mit netten Apps und alle machen mit.
Kurzum: Die vermuteten 50 Milliarden USD Verlust sind für Facebook also zwar sicherlich uncool, aber irgendwie auch nur Portokasse, oder versichert.
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